Die Erlebnismaschine

Das folgende Gedankenexperiment ist vom amerikanischen Philosophen Robert Nozick (1938-2002)

Stellen Sie sich eine Erlebnismaschine vor, die einem jedes gewünschte Erlebnis vermittelt. Neurowissenschaftler würden das Gehirn so stimulieren, dass Sie glauben und das Gefühl haben, immer nur angenehme Dinge zu erleben – einen großen Roman zu schreiben, eine/n Freund*in zu treffen, ein interessantes Buch zu lesen oder sich zu verlieben. Alle Dinge, die Sie erleben wären vollkommen realistisch und durch nichts von der Wirklichkeit zu unter­scheiden. Sie können aus einem riesigen Erlebnis-Katalog auswählen und die eigenen Erleb­nisse etwa für die nächsten zwei Jahre festlegen. Danach kommen Sie für eine gewisse Zeit aus dem Becken heraus und suchen sich ihre Erlebnisse für die nächsten zwei Jahre aus. In Wahrheit schwimmen Sie aber in einem Tank – und an ihrem Gehirn sind Elektroden ange­bracht. Während Sie im Becken schwimmen, wissen Sie natürlich nichts davon; Sie glauben, alles, was Sie erleben, geschähe wirklich. Auch andere können sich anschließen lassen und sich die gewünschten Erlebnisse verschaffen; es braucht also niemand unangeschlossen zu bleiben, um für andere da zu sein.

Quelle: Robert Nozick (1974): Anarchie, Staat, Utopia, München.

Argumentation von Nozick:

Nozick geht selbst davon aus, dass wir die Realität der Erlebnismaschinenwelt vorziehen würden. Und zwar aus drei Gründen:

Erstens, weil wir unserem Handeln in der Realität schon einen Wert beimessen. Wir wollen bestimmte Dinge einfach tun und nicht nur bloß die Erfahrung haben, als würden wir sie tun.

Zweitens, weil wir jemand sein wollen, eine Person. Wer an die Maschine angeschlossen ist, ist bloß ein Wesen im Tank. Nach Nozick wäre die Entscheidung, sich an die Maschine zu stöpseln, nichts anderes als Selbstmord. Wir würden unser Selbst, unser Leben fortgeben.

Drittens gaukelt die Erlebnismaschine nur Vorstellungen vor, die von anderen Menschen programmiert wurden. Wir suchen aber nach eigenen Erfahrungen, wir wollen unser eigenes Leben leben und nicht das eines anderen.

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